Diaprojektor als Mikroprojektor

Wenn Sie sich für Optik interessieren, ist Ihnen wahrscheinlich schon einmal aufgefallen, dass ein Diaprojektor und ein Mikroskop einen ähnlichen Aufbau besitzen. Ein Bildpunkt des Dias wird durch das Objektiv des Projektors auf einen Punkt der Projektionsleinwand abgebildet. Dabei wird das Dia je nach gewählten Abstand des Projektors von der Leinwand unterschiedlich stark vergrößert wiedergegeben. Um eine akzeptable Flächenhelligkeit auf der Projektionsfläche zu erreichen, muss es ausreichend beleuchtet werden. Das Licht, das von der Oberfläche der Glühwendel ausgeht, wird mit Hilfe eines Kondensors in das Objektiv abgebildet. Auf diese Weise trägt jeder Punkt der Glühwendel zu jedem beleuchteten Punkt auf der Leinwand bei.

Hat das projizierte Bild eine Breite von 90cm, so wird das Dia um den Faktor 900/36 = 25 vergrößert. Da liegt es schon nahe, den Diaprojektor auch zur Vergrößerung anderer Motive zu verwenden, etwa einen Insektenflügel oder fertiges mikroskopisches Präparat. Man darf keine perfekte Mikroprojektion erwarten, schon gar einen Ersatz für ein Mikroskop. Aber es ist eine nette Spielerei, die gerade für kleinere Kinder gut geeignet ist. Es ist kein Blick durch ein Okular erforderlich und alle können gleichzeitig das Bild sehen und diskutieren. 

Da ich bei meinem Projektor die Apertur des Objektivs und des Kondensors nicht kenne, gehe ich lediglich davon aus, dass zwei Punkte in der Größenordnung des Unschärfekreises des Dia (0,03mm) auch auf der Leinwand noch getrennt werden können.  Dies würde bedeuten, dass horizontal 1200 Punkte unterscheidbar sind.  Unter dieser plausiblen Annahme kann man leicht abschätzen, in wie viele Punkte auf der Projektionsfläche bei einem bestimmten Motiv unterscheidbar sind.
 

Die mehrfach verwendete Längenskala der Breite 6mm mit der 1/10mm-Teilung wurde in einen Diarahmen geklemmt, projiziert und von der Leinwand abfotografiert. Das Ergebnis ist rechts zu sehen. Positiv fällt auf, dass die senkrechten Striche der Breite von 0,05mm präzise aufgelöst werden und auch die Rundungen am Ende der Striche zu erkennen sind (das Foto gibt das nur mäßig wieder). Auffällig ist, dass die vielen Fehler und Kratzer in der Oberfläche der Folie deutlich in Erscheinung treten. Außerdem ist offensichtlich, dass die Leinwand nicht exakt plan war.

 


Das Abfotografieren von dem projizierten Bild ist nicht einfach. Man fotografiert die Leinwand immer von der Seite, weil man sonst einen Schatten auf sein Motiv wirft. Dadurch ergeben sich Verzerrungen.
 

 

Die untersuchten durchscheinenden Objekte werden einfach in einen Dia-Klapprahmen geklemmt (Bild links).

Es ist zweckmäßig, wenn der Diaprojektor für die Einzelbetrachtung von Dias einen eigenen Support bietet, wie dies rechts abgebildet ist. An dem daneben stehenden Objektträger kann man aber auch erkennen, dass es nicht möglich ist, diesen (zerstörungsfrei) an Stelle eines Dias einzusetzen.

 

Bei mir war das die große Stunde für einen wahren Veteranen unter den Diaprojektoren, den man rechts bewundern kann. Hier kann man den Objektträger bequem an Stelle eines Dias einsetzen und mit einem Stückchen Klebefilm am Durchrutschen hindern. Komfortabler wäre es, sich einen Rahmen zu basteln, in den man den Objektträger einlegt, der die Breite eines Dias aufweist und der das Licht an der Seite abschattet.

Unten ist ein Foto der Leinwand gezeigt, auf das ein gefärbtes Präparates einer Schlammschnecke (Lymnaea) projiziert wurde. Die Unschärfe im linken Bereich ist die Folge der Fotografie der Leinwand von der Seite in Verbindung mit einer nicht exakt senkrechten Position des Objektträgers. Das etwas blasse Original wurde mit einem Bildbearbeitungsprogramm im Kontrast verstärkt.
 

 

Leider habe ich kein Mikrofilm-Lesegerät oder ein Mikrofiche- Lesegerät (ein "Mikrofiche" ist eine   Mikrofilmkarte) im Haus. Denn auch diese Geräte arbeiten ähnlich wie ein  Diaprojektor und eigen sich sehr gut für derartige Versuche.

Dem Spieltrieb sind hier kaum Grenzen gesetzt.