Fotografieren mit dem Scanner
Seit Flachbettscanner im Supermarkt um die Ecke angeboten werden,
haben sie sich weit verbreitet. Für wenig Geld bieten sie häufig eine
erstaunliche Bildqualität. Die meisten Menschen benützen sie zum Scannen von
Papiervorlagen, was nicht sonderlich überrascht. Weil aber die Schärfentiefe
oft erstaunlich groß ist, kann man auch ganz andere Dingen ablichten. Die
Idee ist nicht neu. Sucht man ein wenig im Internet, stößt man schnell auf
Beschreibungen und auch auf Seiten unabhängiger Entdecker (einige Beispiele siehe
Links). Über das Scannen von
Blumen und gelegentlich allerlei Gegenständen gehen die Seiten, auf die ich
gestoßen bin, nicht hinaus. Dabei ist die Idee ausbaufähig. Um
diese Möglichkeiten soll es
hier gehen. |
Damit man weiß, bis zu welcher Tiefe Gegenstände scharf abgebildet
werden, kann man sich
zunächst ein Testbild von einem schräg gestellten Lineal anfertigen. Diese
Anregung findet man in einem lesenswerten
Skript (Kapitel
3) "Ein Multimedia-Praktikum" von Hans-Werner Kisker der
Universität Münster. Ich halte es für besonders einfach, ein Lineal im
Winkel von 30° auf dem Scanner aufzustellen. Dazu
sucht man sich eine Stütze, die man an der richtigen Stelle unter das Lineal
stellt. Ist die Stütze z.B. 10 cm hoch, so legt man sie unter die 20cm-Marke.
Bei einem Winkel von 30° liegt die 10cm-Marke gerade 5cm über der Glasplatte des
Scanners, die 20cm-Marke 10cm darüber usw. So ganz stimmt das nicht, wenn
die Anfangsmarke des Lineals nicht am Rand des Lineals beginnt, wie im
Bild rechts zu sehen. Für den Hausgebrauch genügt die Genauigkeit locker. Es
lohnt nicht, eine Korrektur auszurechnen oder zur Säge zu greifen.
Mein Scanner liefert ordentliche Bilder bis etwa zum 4cm-Strich, der einen
Abstand von etwas mehr (Beginn der Skala nicht am Linealrand) als 2cm von
der Glasscheibe aufweist. Das ist kein berauschendes Ergebnis, aber es
genügt für die Abbildung vieler Blumen oder Steine bei geringer Auflösung.
Wenn Sie sich das Bild
des Lineals genauer ansehen, fällt Ihnen vielleicht noch etwas anderes auf.
Das Lineal wird um so schmäler abgebildet, je weiter es vom Scanner entfernt ist.
Bei einem Fotoapparat würde man das nicht anders erwarten. Es ist dort
einfach eine Folge der Zentralprojektion durch das Objektiv.
Offenbar ist die Richtung, aus der Licht ein Element der CCD-Zeile des
Scanners belichtet, nicht immer senkrecht zur Auflagefläche des Scanners. In
der so genannten Hauptrichtung des Scanners (horizontal), in der die
CCD-Zeile des Scanners liegt, sind die Richtungen höchster Empfindlichkeit
leicht aufgefächert. Es ist deshalb bei einem dreidimensionalen Objekt nicht
immer gleichgültig, ob es in der Mitte oder an einem Rand (rechts
oder links) des scannbaren Bereichs liegt. Ebenso ist das Ergebnis auch von der
Orientierung (horizontal, vertikal) abhängig. Zum Test können Sie einen würfelförmigen Gegenstand
in einigen Positionen scannen und die Ergebnisse vergleichen. Sehen Sie auch etwas von den Seiten des Würfels? |
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Man erkennt am Bild des Lineals deutlich, dass die Helligkeit mit dem
Abstand geringer wird. Scannt man ohne Abdeckung, führt das zu einem
schwarzen
Bildhintergrund, da der Scanner einen entfernten Hintergrund nicht
ausleuchten kann (Dunkelfeld). Bei manchen Motiven kann aber ein aufgelegtes Blatt Papier
oder ein Stück Stoff einen besser geeigneten Hintergrund bieten. Durch seine Reflexion
wird der Gegenstand
zusätzlich beleuchtet und damit aufgehellt. Man kann das schön an diesem
Mikroskopobjektiv sehen, das einmal ohne und einmal mit Hintergrund
aufgenommen wurde. Als Hintergrund diente ein aufgelegtes Blatt Papier.
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Über die Einstellungen, die man vom Fotografieren kennt, muss man sich zum
Glück keine
Gedanken machen. Für Bildverbesserungen kann man jedes
Bildverarbeitungsprogramm verwenden.
Falls Sie Steine und anderes härteres Material scannen wollen, legen Sie die
Gegenstände bitte sehr vorsichtig auf den Scanner auf, um ein Verkratzen des
Scanners zu vermeiden. Wegen der großen Schärfentiefe können auch
Abstandshalter verwendet werden, die einen unmittelbaren Kontakt verhindern.
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