Ursachen der Adaptation
Eine
Ursache der morphologischen Änderungen liegt auf der Hand: Die Veränderung
der Lichtverhältnisse. Quantitative Untersuchungen der Abhängigkeit der
Pupillenreaktion von der Beleuchtungsstärke waren mir jedoch leider nicht
möglich. Sie hätten den Besitz eines Messgerätes vorausgesetzt, mit dem die
Lichtstärke über den gesamten Wellenlängenbereich gemessen werden kann. Ein
Luxmeter ist hierfür nicht geeignet, da es nur Werte auf der Grundlage der
spezifischen Spektralempfindlichkeit des menschlichen Auges ermittelt.
Immerhin kann aber die Aussage getroffen werden, dass der
Pupillenmechanismus der Mücke überaus feinfühlig reagiert. Wenn die
Pupillenreaktion bereits nach einer Beleuchtung mit einer
Schreibtischleuchte für eine Zeit von 20 Minuten deutlich eingesetzt hat,
ist sie ausreichend, um das Mückenauge während der Dämmerungszeit in den
hiesigen Breiten zu adaptieren. Dabei gehe ich davon aus, dass Adaptation
von hell nach dunkel mit der gleichen Geschwindigkeit abläuft wie von dunkel
nach hell.
Für die mit einem vergleichbaren Pupillenmechanismus versehene
Raubwanze Triatoma infestans ist beschrieben, dass die Pupillenreaktion zwar
auch, aber nicht nur durch eine Änderung der Lichtverhältnisse erfolgt. Sie
unterliegt vielmehr zusätzlich einem vom Körper der Wanze erzeugten
Rhythmus, der dem Tag- Nachtrhythmus entspricht, und sich unabhängig von
Helligkeitsänderungen auswirken kann. Daher zeigt die im Dunkeln belassene
Wanze beim Tagesanbruch auch ohne einen Helligkeitswechsel die
Pupillenreaktion zum helladaptierten Auge. (Reisenman (6))
Um zu überprüfen, ob auch die untersuchte Mückenpupille einer derartigen
endogenen Steuerung unterliegt, habe ich zwei Mücken aus dem beschriebenen
Schwarm abends gefangen und bis zum nächsten Tag in absoluter Dunkelheit
gehalten. Eine der beiden Mücken wurde zur Zeit des Sonnenaufgangs fixiert,
die andere hingegen eine Stunde später. Die Bilder wurden mit den Bildern
einer noch während der Nacht fixierten, ebenfalls im Dunkeln gehaltenen
Mücke verglichen. Die Bilder von allen drei Ommatidien zeigten keine
Unterschiede. Allenfalls erschien die Menge der Pigmente in den Ommatidien
reichhaltiger, als bei der während der Nacht fixierten Mücke. Sonstige
Hinweise auf eine endogene Steuerung konnte ich nicht feststellen. Sofern
die helligkeitsunabhängige Steuerung den Sinn haben sollte, das Auge
rechtzeitig auf den Helligkeitswechsel entsprechend dem Tagesrhythmus
umzustellen, wäre sie auch bei der untersuchten Mücke nicht erforderlich.
Denn die Reaktionen der Pupille erfolgen so rasch auf veränderte
Helligkeitsverhältnisse, dass daneben eine endogene Steuerung überflüssig
erscheint.
Für die Superpositionsaugen von zwei Motten ist außerdem festgestellt, dass
auch hohe Temperatur die Pupillenreaktion auslösen kann. (Nordström (5))
Daher wurden zwei Mücken während der Dämmerung aus dem Schwarm gefangen und
für zwei Stunden im Dunkeln in der natürlichen Umgebungstemperatur belassen.
Sodann wurden beide Mücken in eine wärmere Umgebung verbracht und für eine
Stunde dort gleichfalls im Dunkeln gehalten. Die Temperaturen der neuen
Umgebung betrugen 20° C bzw.28° C. Anzeichen für eine Pupillenreaktion, die
durch einen Temperaturwechsel ausgelöst wird, konnte ich nicht feststellen. |