Adapter zwischen Tubus und Balgengerät

Welche Tuben man auf das Balgengerät aufsetzt, dürfte sich an einem bereits vorhandenen Mikroskop oder günstig zu beschaffenden Teilen orientieren. Tuben von Stereomikroskopen, die getrennte Strahlengänge für beide Augen aufweisen, sind allerdings nicht geeignet. Der Adapter zur Verbindung von Balgengerät und Tubus sollte nicht die Auswahl dominieren, weil er ohnehin keine käufliche Komponente darstellt und individuell angefertigt werden muss. Damit wird klar, dass der Adapter die eigentliche Hürde des Baues eines solchen Makroskops darstellt. Während man alle anderen Komponenten aus der Bastelkiste klauben, vom Mikroskop und der Fotoausrüstung ausleihen, oder zu moderatem Preis ersteigern kann, bedarf der Adapter einiger Detailarbeit. Er muss eine stabile Verbindung herstellen und muss doch mit einem Handgriff wechselbar sein, will man sich die Flexibilität variabler Bestückung erhalten. Bei der Vielzahl von Kameraanschlüssen und Mikroskoptuben wäre es nicht sinnvoll, hier technische Detailzeichnungen wiederzugeben, denn es wäre schon ein Zufall, wenn ein Besucher dieser Seiten gerade einen Canon FD Objektivanschluss mit einer Zeiss-Ringschwalbe verbinden möchte. Deshalb kann ich hier nur einige allgemeine Hinweise geben.

Die Forderung nach mechanischer Stabilität und leichter Austauschbarkeit lässt sich mit einem Adapter aus Metall realisieren, der möglichst genau an die vorhandenen Schnittstellen angepasst wird. Wer eine Drehbank, möglichst mit Oberfräse (oder separate Fräsmaschine), sein Eigen nennt, kann sich den Adapter mit etwas handwerklichem Geschick selbst drehen. Alle nachfolgend vorgestellten Adapter sind aus Aluminium gearbeitet.

Hat man die mechanischen Schnittstellen ausgemessen, ist schnell ein Adapter im Querschnitt skizziert. Dann folgen Dreh- und eventuell Fräsarbeiten.

Das erste Beispiel zeigt einen sehr einfachen Adapter. Er soll dazu dienen, das von mir verwendete Pentax-Balgengerät an ein Okular des Stereomikroskops MBS-10 (Hersteller Fa. Lomo) anzupassen. In diesem Fall ist der Adapter zugleich Tubus.

Da  das Balgengerät kameraseitig einen herausnehmbaren Ring besitzt, der den eigentlichen Pentax K Objektivanschluss trägt, ist auf der zugehörigen Seite des Adapters nur ein Zylinder mit einer schmalen Nut unterhalb der Auflage für die Feststellschraube des Balgengerätes zu drehen. Um auch eine Kamera aufsetzen zu können, ist es vorteilhaft, auch das Okular mit einer Feststellschraube arretierbar zu gestalten. Damit wird eine unbeabsichtigte Drehung der Kamera verhindert.

Für dasselbe Balgengerät wurde ein Adapter gedreht, der die Ringschwalbe eines Zeiss-Standard Tubus aufnehmen kann. Er ist rechts gezeigt. Die Ringschwalbe wird von drei M3-Schrauben gehalten, von denen eine von außen zum Feststellen bedient wird. Zum exakten Bohren der Löcher für die Gewinde dieser Schrauben ist ein Teilapparat nützlich.
 

  Adapter für Pentax-Balgengerät an MBS-10-Okular
  Adapter für Pentax-Balgengerät an Zeiss-Tubus
Adapter für Novoflex-Balgengerät an Zeiss-Tubus  


Als mechanisch aufwendiger erwies sich die Adaption des Novoflex-Balgengeräts (Canon FD) an die Ringschwalbe des Zeiss-Standard Tubus. Der Canon FD-Anschluss ist ein typischer Bajonettverschluss und weist deshalb Teile auf, die nicht rotationssymmetrisch sind. Die Bereiche zwischen den Segmenten wurden ausgefräst. Am Bild links oben kann man die verbliebenen Segmente am oberen Rand erkennen.

Direkt darunter ist die Oberseite des Adapters gezeigt, auf welche die Ringschwalbe des Zeiss-Tubus aufgesetzt wird. Diese Seite ist exakt so ausgeführt, wie bei dem zuvor beschriebene Adapter.

Bei der Adaption des MBS-10-Okulars habe ich mich entschlossen, statt eines weiteren Adapters mit Canon FD Anschluss einen Adapter zu drehen, der die Zeiss Ringschwalbe am Tubus nachbildet und in den oben gezeigten Adapter eingesetzt werden kann. Neben der einfacheren Herstellung war der zusätzliche Auszug erwünscht. Es zeigte sich nämlich beim MBS-10-Okular im Pentax-Balgengerät, dass das Zwischenbild sogar näher am Objektiv liegt, als der Kleinbildfilm bei einer angeschlossenen Pentax-Kamera. Der Skalenwert für die Auszugsverlängerung am Balgengerät muss daher reduziert werden, um den Abbildungsmaßstab in der Zwischenbildebene zu ermitteln.

Adapter für Novoflex-Balgengerät an MBS-10-Okular  


Für die meisten meiner Motive hat sich ein etwas größerer Auszug als geeigneter erwiesen.


Der fertige Adapter ist links abgebildet. Die Ringschwalbe liegt auf der rechten Seite.


Rechts sieht man die beiden Adapter montiert auf dem Pentax Balgen mit dem 8x-Okular des MBS-10.
 

  Adapter für Novoflex-Balgengerät an MBS-10-Okular montiert

Alle gezeigten Adapter weisen glänzende Innenseiten auf. Um Reflexe zu vermeiden, sollte man diese in Bereichen unterhalb des aufgesetzten Tubus oder Okulars mit einem schwarzen, matten Lack streichen. Ich habe mir oft mit einem eingelegten Zylinder aus schwarzem Tonpapier beholfen.

Will man mehrere Balgengeräte mit unterschiedlichsten Tuben oder Okularen verbinden, ist es nicht ökonomisch, für jede Kombination von Tubus bzw. Okular und Balgengerät einen eigenen Adapter herzustellen. Es bietet sich statt dessen an, eine einheitliche und einfache mechanische Schnittstelle festzulegen und die Balgengeräte, sowie die Tuben von beiden Seiten darauf zu adaptieren. Wählt man eine Schnittstelle eines verwendeten Tubus (etwa die Zeiss Ringschwalbe), reduziert sich die Anzahl der Adapter weiter.