Ein bisschen Theorie
Wie groß ist nun die Vergrößerung die man
mit dem Makrokonverter erreicht und welche Gegenstandsweite ergibt sich?
Wie hoch ist die Auflösung? Diese Fragen sollen nun beantwortet werden.
Brennweite und Brechkraft der Lupe
Auf der Lupe ist eine Vergrößerung angegeben, im Fall meiner Lupe 10x. Bei
richtigen Gebrauch der Lupe wird der zu betrachtende Gegenstand in den
Brennpunkt der Lupe gebracht. Der Betrachter sieht ihn dann mit entspannten
Blick, d.h. sein Auge ist auf unendliche Entfernung akkomodiert. Der
Gegenstand erscheint dem Betrachter unter einem größeren Winkel, als er ihn
ohne Hilfsmittel in "deutlicher Sehweite" sieht, wobei die
deutliche Sehweite zu 25 cm definiert wurde. Das Verhältnis dieser Sehwinkel
ist die Vergrößerung der Lupe. Für die Lupe kann man die Beziehung
herleiten:
v = d/fL
wobei v die Vergrößerung, d = 250mm die
"deutliche Sehweite" und fL die Brennweite der Lupe ist. Ist die
Vergrößerung gegeben, so ergibt sich die Brennweite zu:
fL = 250mm/v
Bei einer Lupe mit der Vergrößerung 10x
ist die Brennweite 25mm.
Bei Nahlinsen wird nicht die Brennweite, sondern die Brechkraft (Brechkraft
= 1/Brennweite) angegeben. Die Brechkraft besitzt die Einheit 1/m, die man
als Dioptrie bezeichnet. Daher ist die Brechkraft der verwendeten Lupe
1/(0,025m) = 40 Dioptrien
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Auflösen des obigen Ausdrucks nach f
ergibt die Brennweite:
f = fL*fK /(fL + fK)
Viele Digitalkameras besitzen ein Zoom-Objektiv. Bei der erwähnten, von mir
verwendeten Coolpix 990 kann der Brennweitenbereich von 8,2mm bis 23,4mm (Brennweite nicht
umgerechnet in analoge Größen beim Kleinbildformat) eingestellt werden.
Setzt man eine Lupe mit Brennweite 25mm davor, deckt das gesamte System
einen Bereich von f = 6,17mm bis f = 12,09mm ab.
Abbildungsmaßstab
Wesentlich ist, dass man bei den oben berechneten Brennweiten sehr nahe an
die Motive herankommt, denn bei der beschriebenen Anordnung befindet sich
das Motiv im Brennpunkt der Lupe. Der Abbildungsmaßstab
β des Objektivs ist gegeben durch das Verhältnis von Bildgröße zu
Gegenstandsgröße. Dieses ist gleich dem Verhältnis von Bildweite zu
Gegenstandsweite, also
β = b/g = fK /fL
Bei den oben
angegebenen Daten (fL = 25mm, fK = 8mm bis 24mm)
ergibt sich der Abbildungsmaßstab von 8,2/25 bis 23,4/25. Man erreicht also etwa
einen Abbildungsmaßstab von 1.
Üblicherweise wird der Abbildungsmaßstab als Verhältnis angegeben, wobei die
Gegenstandsgröße gleich 1 gesetzt wird. Im obigen Beispiel nimmt β die Werte
von ca. 1:4 bis 1:1 an. Das sind eigentlich keine beeindruckenden Werte,
jedoch muss man beachten, dass der Gegenstand nicht auf einen Kleinbildfilm,
sondern auf einen wesentlich kleineren Sensor (CCD- oder CMOS-Chip)
abgebildet wird. Die
Coolpix 990 besitzt einen CCD-Chip mit einer Diagonalen von 0,56'' = 14,2mm,
die genutzte Aufnahmefläche ist allerdings kleiner. Der Umrechnungsfaktor
auf Kleinbildgröße beträgt etwa 4,8. Entsprechend wird auch in den
Datenblättern zur Kamera eine auf Kleinbildfilm umgerechnete Brennweite von
38mm bis 115mm angegeben. Will man wissen, welchen Abbildungsmaßstab man bei
einem Kleinbildfilm bräuchte, um dieselben Verhältnisse wie bei der
Digitalkamera zu bekommen, kann man den Abbildungsmaßstab bei der
Digitalkamera mit dem Größenverhältnis multiplizieren. Sind bei der
Digitalkamera die auf Kleinbildfilm umgerechneten Brennweiten angegeben,
kann man auch einfach diese in das Verhältnis fK/fL
einsetzen. In meinem Fall erreicht man bei Wahl der höchsten Brennweite
einen äquivalenten Abbildungsmaßstab von 115mm/25mm = 4,6:1. Ein Motiv der
Breite von gut 8mm (etwas mehr als die Breite des effektiven CCD-Sensors)
wird formatfüllend abgebildet. Gibt man das Digitalbild auf Bildschirm oder
Drucker mit einer Breite von z.B. 16cm aus, dann bedeutet das eine 20-fache
Vergrößerung.
Vignettierung
Montiert man die Lupe auf die beschriebene Weise vor die Kamera, stellt sich
schnell heraus, dass im unteren Bereich der Brennweite das Bild nicht
vollständig nutzbar ist, sondern nur ein kreisförmiger Bereich in der
Bildmitte. Umgeben ist er von einer schwarzen Abschattung durch den Rand der
Lupe.
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Dieser weicht mit
wachsender Brennweite zurück. Erst bei einer Brennweite, die etwas
oberhalb von fK=13,5mm liegt, verschwindet diese so genannte
Vignettierung vollständig aus dem Bildfeld.
Als Beispiel für die Vignettierung ist links ist eine Aufnahme mit fK=8,2mm
und rechts mit fK = 13,5mm gezeigt. |
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In der vorgestellten Ableitung
des Abbildungsmaßstabs spielt der
Abstand von Objektiv zum Makrovorsatz keine Rolle und er geht nicht die Berechnungsformel ein. Das ist eine
Folge der Unendlichoptik, also des parallelen Strahlenganges zwischen den
optischen Teilsystemen. Für die Größe des sichtbaren Bereiches ist
dieser Abstand aber entscheidend. Um die Vignettierung gering zu halten,
muss die Lupe möglichst nahe an das Kameraobjektiv gebracht werden.
Die Vignettierung ließe sich mit einer Lupe größeren Durchmessers verringern
oder sogar verhindern. Bei Verwendung der Kamera Coolpix 990 ist eine
größere Lupe nicht erforderlich. Bei Objektivbrennweiten unter 13,5mm kann
der Abbildungsmaßstab auch ohne Makrokonverter mit der eingebauten
Makrofunktion erreicht werden. Bei größeren Brennweiten als 13,5mm tritt
hingegen keine Vignettierung mehr auf. Zudem sind hochwertige Lupen mit
großen Durchmessern teurer und schwerer erhältlich.
Auflösung und
Blende
Die erreichbare Auflösung des Bildes ist nicht nur durch die Pixelzahl des
Sensors, sondern auch durch die abbildende Optik begrenzt. Es ist nicht
sinnvoll, die Pixelzahl zu erhöhen, wenn die Optik nicht eine entsprechende
Auflösung bieten kann.
Zur groben Abschätzung der beugungsbegrenzten Auflösung beschränke ich mich auf die
größte Brennweite (fK = 23,4mm) und damit größte Vergrößerung.
Exemplarisch betrachte ich zwei weit auseinander liegende Blendenwerte,
nämlich 4 und 11. Der Blendenwert ist das Verhältnis von Brennweite zu
Blendendurchmesser. Da die Blende der Quotient von Brennweite zum
Durchmesser der "wirksamen Öffnung" ist, kann man diesen Durchmesser
berechnen. Die Blendenangaben beziehen sich natürlich auf die Brennweite fK
der Kamera. Der Blendenwert 4 entspricht einem Blendendurchmesser von 5,85mm
und der Blendenwert 11 einem Blendendurchmesser von 2,13mm. Entscheidend für
die beugungsbegrenzte Auflösung ist die numerische Apertur nA. Im Medium
Luft ist dies einfach der Sinus des halben Öffnungswinkels. Für nA ergeben
sich die Werte von 0,11 (Blendenwert 4) und 0,043 (Blendenwert 11). Dies
sind sehr gute Werte, wenn man bedenkt, dass die förderliche Vergrößerung,
über die man nicht hinausgehen sollte das 500- bis 1000-fache der
numerischen Apertur beträgt. Oberhalb der förderliche Vergrößerung werden
keine neuen Details sichtbar. Man spricht dann von leerer Vergrößerung. Die
Aperturen sind beachtlich im Vergleich zu einem Stereomikroskop,
insbesondere beim Blendenwert 4. Der Grund ist darin zu sehen, dass bei
vergleichbarem Blendendurchmesser der Arbeitsabstand mit 25mm sehr klein in
Relation zum Arbeitsabstand bei einem typischen Stereomikroskop ist.
Der kleinste auflösbare Abstand zweier Punkte eines selbst leuchtenden
Objektes ist gegeben durch:
d = 1.22*λ/(2*nA)
Bei einer Wellenlänge
von λ=550nm (grünes Licht) erhält man bei nA=1,1 einen auflösbarer Abstand
von d=0,003mm und bei nA=0,043 von d = 0,008 mm. Bei einer abgebildeten
Breite des Objekts von 8mm können deshalb rund 2860 Bildpunkte bzw. 1040
Bildpunkte unterschieden werden. Damit auch die Kamera diese Punkte
unterscheiden kann, muss sie nach
Abtasttheorem von Shannon und Nyquist doppelt so viele Pixel aufweisen
(siehe Seite zum MBS-10). Deshalb würde
man 5720 bzw. 2080 Pixel in der Bildbreite benötigen, um die optische
Information voll auszunutzen. Die Nikon Coolpix 990 besitzt 2.048x1.536
Bildpunkte, was bedeutet, dass sie zwar nicht in jedem Fall die
Bildinformation ausnutzt, aber in diesem Blendenbereich ein scharfes Bild
liefert. Ihre Auflösung wird also nicht verschenkt und in diesem Sinne passt
sie zu den erreichbaren Auflösungen. Eine Kamera mit höherer Pixelzahl würde
andererseits bei niedrigen Blendenwerten eine Verbesserung der Auflösung im
Bild ermöglichen.
Die genannten theoretischen Grenzen der Auflösung wird man sicher nicht
erreichen, sei es wegen ungenauer Fokussierung, Verwackeln oder
Abbildungsfehlern. Dennoch schneidet der einfache Makrokonverter gut im
Vergleich zum Stereomikroskop ab. Will man "nur" fotografieren, ist dies
eine preisgünstige und einfache Möglichkeit.
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