Stereobilder
Hier wird gezeigt, wie man mit einem
Scanner Stereoaufnahmen anfertigen kann.
In der gewöhnlichen Stereofotografie werden die Bilder für das rechte und
linke Auge mit zwei
parallelen, um die so genannte Stereobasis seitlich versetzten optischen
Achsen aufgenommen. Der Konvergenzwinkel, den die beiden optischen Achsen
der Objektive einschließen, beträgt 0 Grad. Dieses Verfahren ist so
nicht auf den Scanner übertragbar. Dennoch kann es zum Erfolg führen, das
Motiv zu scannen, es danach seitlich (in der Hauptrichtung) zu verschieben
und erneut zu scannen. Der Grund liegt darin, dass die die Richtungen aus
denen die einzelnen CCD-Elemente ihr Licht empfangen, nicht überall senkrecht
zur Platte des Scanners stehen, sondern aufgefächert sind, wie bereits
erwähnt wurde. Man nimmt das Motiv auf diese Weise aus zwei Richtungen auf,
arbeitet also mit konvergierenden optischen Achsen. Leider habe
ich keine Kenntnis, welche Scanner sich für diese Methode eignen. Da aber
der mechanische Aufbau vieler Flachbettscanner im unteren Preissegment sehr
ähnlich ist, lohnt ein Versuch.
Wenn ein Mensch einen Gegenstand aus der Nähe betrachtet, sieht er ihn unter
einem endlichen Winkel, den oben erwähnten Konvergenzwinkel. Bei einem Abstand
des Gegenstands von 25cm beträgt er etwa 15 Grad. Wollen Sie das
reproduzieren, müssen sie Ihr Motiv zweimal scannen, wobei Sie es zwischen
den Aufnahmen um ein paar Zentimeter verschieben. Bei den kleinen Figürchen,
die Sie bei den Beispielen sehen, lag die Verschiebung bei 2 bis 3 cm. Es
ist nicht immer ideal, diesen Winkel einzuhalten. Der optimale Winkel hängt
auch von der Tiefe des Gegenstandes ab. Es ist aber kein hoher Aufwand, den
Gegenstand in einigen zusätzlichen Positionen zu scannen und dann das beste
Paar auszuwählen.
Wer sich für die
genaueren Zusammenhänge interessiert, sei auf die ausführliche Darstellung
der Seite zum Konvergenzwinkel verwiesen. Hier finden Sie auch Hinweise zur Bearbeitung und
Betrachtung von Stereobildern.
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Als Hilfsmittel sehen
Sie rechts ein Lineal, das mit Klebeband seitlich am Scanner befestigt ist.
An ihm entlang kann ein geeigneter Klotz aus nicht zu hartem Material
(Gefahr von Kratzern) verschoben werden. Die Skala erlaubt ein
reproduzierbares Positionieren. Das Motiv ist mit auf dem Klotz mit
doppelseitigem Klebeband befestigt. Es kann leicht wieder entfernt werden.
Es ist zweckmäßig, nach der Verschiebung des Gegenstandes auch den
Scannbereich zu verschieben.
Funktioniert das Verfahren an Ihrem Scanner nicht, weil er eine
Parallelprojektion des gescannten Motivs erzeugt, dann bietet es sich als
Ausweg an, das Motiv zu drehen. Das bietet zusätzlich den Vorteil, dass man
den Winkel der Drehung messen und |
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kontrollieren kann. Der gescannte Bereich bleibt zwischen den Aufnahmen
unverändert. Größere Gegenstände
kann man einfach in der Hand halten, scannen, etwas drehen und erneut
scannen. Bei der Drehung ist darauf zu achten, dass sich die Orientierung
des Objektes und auch sein Abstand zum Scanner nicht stark verändern.
Die Porzellanblume, die Sie bei den Beispielbilder finden, ist so
entstanden.
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Bei kleineren Gegenständen gelingt das nicht so gut. Schließlich soll auch
nicht die eigene Hand ins Bild kommen.
Ich
verwende eine kleine Vorrichtung, die in Minutenschnelle gebastelt und
betriebsbereit ist. Man benötigt eine Dose aus zwei ineinander steckenden
drehbaren Hülsen. Diese wird mit einem Klebeband, das möglichst kleine
Klebereste hinterlässt, auf den Scanner aufgeklebt. Mit einem geeigneten
Fineliner kann man Marken für die wichtigsten Winkel anbringen. Das Motiv wird auf der
beweglichen inneren Hülse befestigt. Dazu nehme ich wieder ein kleines Stückchen
doppelseitiges Klebeband. Rechts ist die ganze Anordnung mit einem befestigten Figürchen zu sehen. |
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Wenn bei den Aufnahmen
ein Teil des Klotzes oder der Dose
mit auf das Bild kommt, kann man sie mit einem Bildbearbeitungsprogramm mit
ein wenigen Handgriffen entfernen. Bei Verwendung dieser Anordnungen entstehen
keine Bilder, die wesentlich gegeneinander verkippt sind. Die Justierung
der Halbbilder gestaltet sich dadurch äußerst einfach.
Justierung
Die Halbbilder müssen den
Augen so präsentiert werden, dass die Bilder zur Fusion gebracht werden
können. Sie müssen den Augen in der gleichen Höhe und nicht verkantet
angeboten werden und ihre relative Lage muss geeignet gewählt
werden.
Für die Ausrichtung digitaler Bilder gibt es eine Vielzahl von Programmen,
die für nicht-kommerzielle Verwendung frei nutzbar sind. Ich möchte zwei
hervorheben, die ich für sehr leistungsfähig halte. Zum einen ist dies
AnaBuilder von Etienne Monneret und Didier Leboutte, der eine sehr
feinfühlige Justierung ermöglicht und sogar eine automatische Justierung (AutoFit)
anbietet. Zum anderen möchte ich den
StereoPhoto
Maker von Masuji Suto nennen, den ich für die hier gezeigten Bilder
verwendet habe. Auf dieser Seite erhält man auch das StereoPhotoViewer
Applet, das es erlaubt, Stereobilder in unterschiedlichsten Verfahren im
Internet zu präsentieren.
Wiedergabe
Es gibt viele Verfahren, Stereobilder wiederzugeben, vom Parallelblick und
Kreuzblick auf
zwei nebeneinander befindliche Halbbilder über das KMQ-Verfahren, bei dem
die Halbbilder übereinander angeordnet sind (erfordert KMQ-Brille mit
Prismen) bis zu den verschiedenen Anaglyphenverfahren. Wenn Sie erste
Gehversuche in der Stereofotografie machen, würde ich zur Anschaffung einer
billigen Rot-Cyan-Anaglyphenbrille raten.
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