Bearbeitung
und Darstellung
Die Grundlagen
der Bearbeitung und Darstellung sind in "Stereo-Fotografie und
Raumbild-Projektion" von G. Kuhn zu finden. Auch für konventionelle Aufnahme
von Dias finden sich dort reichliche Informationen. Die beschriebene
Raumbildprojektion mit Diaprojektoren ist vermutlich auf Beamer direkt
übertragbar. Deshalb finden Sie hier nur praktische Hinweise für digitale
Stereofotografie insbesondere am Stereomikroskop und die Betrachtung am
Bildschirm.
Einzelne Arbeitsschritte der Aufnahme und Bearbeitung
Es sollen folgende Schritte angesprochen werden:
- Aufnahme
- Justieren der Halbbilder
- Bildbearbeitung
- Bildwiedergabe
Hinsichtlich der
Aufnahme selbst kann ich mich auf die auf die bisherigen Ausführungen
beziehen und mich kurz fassen.
Aufnahme
Bei der Aufnahme ist die
Tiefe des Motivs eine entscheidende Größe. Diese Größe bedingt den maximalen
Konvergenzwinkel. Der Konvergenzwinkel darf
auch nicht extrem unter diesem Grenzwinkel liegen, soll die Aufnahme
plastisch wirken. Da man vermutlich die Tiefe des fotografierten Objekts
nicht wirklich ausmisst, erfolgt die Wahl des Konvergenzwinkels weitgehend
nach Gefühl und Erfahrung. Ist der Stereoeindruck unbefriedigend, kann man
notfalls die Aufnahme mit einem anderen Winkel wiederholen. Kann der
Konvergenzwinkel nicht frei gewählt werden, weil etwa die Halbbilder durch
beide Okulare aufgenommen werden, dann ist die Vergrößerungsstufe geeignet
zu wählen und auf einen geeigneten Ausschnitts zu achten.
Weist das Motiv
eine hohe Tiefe auf und möchte man diese erfassen, bietet sich wieder eine Erhöhung der Schärfentiefe durch Kombination von
Bildern unterschiedlicher Fokusebenen an.
Hinweise zur Methode und Software wurden
bereits gegeben. Bei Stereoaufnahmen wird man zweckmäßig zunächst für
ein Halbbild einen Z-Stapel aufnehmen und dann zum andere Halbbild
übergehen. Das geht schneller und einfacher, als ein Wechseln der Seiten bei
jeder Schärfenebene. Die einzelnen Aufnahmen für jedes Halbbild werden
anschließend zum gesamten Halbbild kombiniert. Je nach Aufnahmeverfahren
muss ein Halbbild um 180° gedreht werden. Das wird zur Minimierung des
Aufwands erst am
kombinierten Bild durchgeführt.
Es ist hilfreich, im Filenamen zu vermerken, ob
es sich um das linke oder rechte Halbbild handelt. Dabei kann man durchaus
Fehler machen. Nimmt man Bilder durch den Fototubus auf, muss man bedenken,
dass dessen Bild nicht durch Prismen aufgerichtet wurde und deshalb auf dem
Kopf steht. Wird aus dem rechten Strahlenbündel (vom Platz des
Mikroskopierenden gesehen) ein Foto gewonnen, so ist
dies nur dann ein rechtes Halbbild, wenn man es um 180° dreht. Sonst ist es
ein linkes Halbbild und das Gesamtbild steht im Vergleich zum visuellen
Einblick am Binokulartubus auf dem Kopf.
Möchte man ein gesamtes Stereobild um 180° drehen, es quasi auf den Kopf
stellen, so muss man beide Teilbilder um 180 Grad drehen und sie
gegeneinander vertauschen. Aus dem vorher linken wird nun das rechte
Halbbild und umgekehrt.
Justierung
Bei jedem Verfahren müssen die Halbbilder den
Augen so präsentiert werden, dass die Bilder zur Fusion gebracht werden
können. Die Halbbilder müssen den Augen in der gleichen Höhe und nicht
verkantet angeboten werden und die horizontale Lage muss geeignet gewählt
werden.
Für die Ausrichtung digitaler Bilder gibt es eine Vielzahl von Programmen,
die für nicht-kommerzielle Verwendung frei nutzbar sind. Ich möchte zwei
hervorheben, die ich für sehr leistungsfähig halte. Zum einen ist dies
AnaBuilder von Etienne Monneret und Didier Leboutte, das eine sehr
feinfühlige Justierung ermöglicht und sogar eine automatische Justierung (AutoFit)
anbietet. Zum anderen möchte ich den
StereoPhoto
Maker von Masuji Suto nennen, den ich für die hier gezeigten Bilder
verwendet habe. Dieses Werkzeug erlaubt es auch, einen Viewer auf Basis von
HTML5 zu exportieren. Man kann mit ihm die Stereobilder in unterschiedlichsten Verfahren im
Internet präsentieren.
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Nachbearbeitungen wie Zuschneiden von Bildern, Änderung der Pixelzahl oder
farbliche Bearbeitung führt man bevorzugt am Stereobild durch, da dann
beide Halbbilder gleichzeitig bearbeitet werden können. Die genannten
Programme gestatten die wichtigsten Operationen am Stereobild.
Bitte beachten
Sie, dass bei der Justierung der Bilder immer ein Teil von ihnen verloren
geht. Arbeiten sie mit Drehtisch und ist dieser nicht gut ausgerichtet, dann
kann es sein, dass die Teilbilder stark gegeneinander verschoben werden
müssen, was hohen Verlust zur Folge hat. Gerade bei hohen
Vergrößerungsstufen reicht eine sehr geringfügige fehlerhafte Ausrichtung
des Tisches, um das Ergebnis dramatisch schrumpfen zu lassen. Die
geschilderte Verschiebetechnik führt
grundsätzlich zu Verlusten am rechten und linken Bildrand. Der Verlust von
Anteilen im Bild reduziert nicht nur die Auflösung des gesamten Bildes,
sondern zerstört auch das Bildformat. Will man die Bilder in gleicher Weise
präsentieren, bleibt nur, diese nach dem Justieren in einem bestimmten
Seitenverhältnis zuzuschneiden. Bei den hier gezeigten Stereobildern wurde
ein Seitenverhältnis von 4:3 gewählt.
Für die
Präsentation im Internet wurde zusätzlich die Zahl der Pixel auf 800x600
reduziert. Eine solche Reduktion sollte man, wenn überhaupt, nur nach
dem Zuschneiden im gewünschten Bildformat durchführen.
Da man gewöhnlich das jpg-File-Format verwenden wird, kann nun noch eine
geeignete Kompression durchgeführt werden. Neben den genannten Programmen,
kann man hierfür auch ein beliebiges Bildbearbeitungsprogramm verwenden. Die
Stereobilder auf dieser Homepage habe durch Reduktion der Pixelzahl und
anschließende Kompression leider nicht nur dramatisch an Größe, sondern auch
an Qualität verloren. Solange breitbandige Internetzugänge nicht weiter
verbreitet sind, wird man mit dieser Einschränkung leben müssen. Bitte
beachten Sie dies bei der Betrachtung. Die Originale wirken in vielen, aber
nicht allen Fällen, detaillierter.
Neben der Kompression können Bildbearbeitungsprogramme auch bei
Stereobildern zur Verbesserung von Kontrast und Farben verwendet werden. Wie
schon erwähnt, sollte man das am justierten Stereobild durchführen. Bei der
Nachbearbeitung von Anaglyphenbildern verbietet sich jede nachträgliche
farbliche Veränderung.
Wiedergabeverfahren
Es gibt viele Verfahren, Stereobilder wiederzugeben, vom Parallelblick und
Kreuzblick auf
zwei nebeneinander befindliche Halbbilder über das KMQ-Verfahren, bei dem
die Halbbilder übereinander angeordnet sind (erfordert KMQ-Brille mit
Prismen) bis zu den verschiedenen Anaglyphenverfahren. Beschrieben findet man dies bei den
Link- und Literaturhinweisen. Bildschirmwiedergabe wird speziell in dem
Aufsatz "How
to make 3D-pictures by computer" erläutert.
Wiedergabe mit dem Viewer-Applet
Das oben erwähnte StereoPhotoViewer Applet kann aus einem Stereobild zur
Laufzeit verschiedenste andere Stereoformate generieren. Weil das in
Sekundenbruchteilen passiert, entfällt die Notwendigkeit, sich alle diese
Formate zu speichern. Klicken Sie auf obiges Stereobild, um das Applet
aufzurufen. Sie können dann mit der Taste "H" einen Hilfe-File aufrufen.
Das Applet ist so konfiguriert, dass es mit einem Stereopaar für
Parallelblick startet. Im linken oberen Auswahlfenster können andere
Darstellungen gewählt werden.
Für Betrachter ohne Übung im Betrachten von Bildpaaren im Parallel- oder
Kreuzblick ist die nahe liegende Betrachtungsmethode die Anaglyphenbrille.
Weit verbreitet sind Rot/Grün-Brillen. Ich empfehle die Rot-Cyan-Darstellung. Da Rot und Cyan
Komplementärfarben sind, entsteht im Gehirn schnell ein schwarz/weißer
Eindruck. Auch farbige Eindrücke sind mit dieser Farbkombination erzeugbar
(siehe obiges Applet).
Der StereoPhoto Maker kann komplette Webseiten mit dem
gezeigten Viewer auf Knopfdruck
erzeugen. Die Seite mit den Bildbeispielen ist so entstanden.
Papierabzug und Ausdruck
Im Zeitalter des PC und Beamers ist es nicht mehr selbstverständlich, dass
von digitalen Bildern Papierabzüge hergestellt oder die Bilder ausgedruckt
werden. Die Bilder bleiben
oft im PC. Durch die oben beschriebenen Programme ist es jedoch sehr
einfach geworden, Stereobilder auf Papier herzustellen, sei es für
Parallelblick, Kreuzblick, KMQ-Brille oder Anaglyphenbrille. Gerade die
Anaglyphenbilder, bei der jedermann mit einer simplen Stereobrille einen
guten Raumeindruck erhält, eignen sich gut. Auch hier empfehle ich die Rot-Cyan-Darstellung. Bei der Betrachtung
dieser Bilder ist für ausreichende Helligkeit zu sorgen. Verwendet man den
eigenen Drucker zur Ausgabe, so muss dieser eine sehr gute Druckqualität
beherrschen. Besser
und meist billiger sind Abzüge, die von Bilderdiensten angefertigt werden.
Bezugsquellen
Im Verzeichnis der Links finden Sie zwei
Bezugsquellen für Stereozubehör, wie 3D-Brillen und 3D-Betrachter. |