Stereoaufnahmen mit dem Photomakroskop
Es mag auf den ersten Blick überraschen, dass auch beim Makroskop dieses Thema
besprochen wird, denn
das Makroskop bietet ja im Gegensatz zum Stereomikroskop kein visuelles
stereoskopisches Bild. Es gibt im Bezug auf den Raumeindruck deshalb nicht
die Möglichkeit des direkten Vergleichs von Stereobild und Okulareinblick.
Stereoaufnahmen durch Verlagerung des Motivs sind trotz dieser Einschränkung
leicht anzufertigen. Bei näherer Betrachtung erweist sich gerade der
mechanische Aufbau des Makroskops als sehr geeignet für die Aufnahmetechnik
mit Hilfe eines
Drehtisches. Weiterhin bietet sich unter bestimmten Bedingungen ein
Verfahren an, bei dem in Folge einer
asymmetrisch angebrachten Blende der Strahlengang nicht mehr zentrisch
verläuft.
Nachfolgend wird zunächst die Verwendung des Drehtisches am Makroskop
gezeigt. Auf einer zweiten Seite wird die
Methode des asymmetrischen Strahlengangs näher vorgestellt. Um mich nicht unnötig zu
wiederholen, werde ich mich verschiedentlich auf die entsprechenden Seiten
zur Stereofotografie mit dem Stereomikroskop beziehen. Dort finden Sie auch
die zugehörigen Literaturhinweise.
Drehtisch
Wie bereits im Zusammenhang mit
dem Stereomikroskop beschrieben, kann man Stereoaufnahmen von unbewegten
Objekten aufnehmen, in dem man diese nacheinander in zwei verschiedenen
Positionen fotografiert. Dieses Verfahren kann ohne Ausnahme auch mit
dem Photomakroskop angewendet werden.
Hierfür ist der Drehtisch sehr gut geeignet, dessen Bau
ausführlich dargestellt wurde.
Im Bild rechts ist die Anordnung dargestellt. Das Balgengerät wird um
den halben Konvergenzwinkel β/2 gegen die Vertikale gekippt und in dieser
Lage arretiert. Danach fokussiert man die Tischoberseite und schiebt den Drehtisch so unter das
Makroskop, dass der Mittelpunkt der Tischoberseite im Okular in der
Bildmitte liegt. Dise Position kann man mit Hilfe eines Okularmikrometers sehr
genau finden. Die Anpassung an die Höhe des Motivs erfolgt durch die
Höhenverstellung des Stativs. Dabei bleibt die Fokussierung auf die Drehachse erhalten. Die Verwendung des Stativs eines
Stereomikroskops mit feingängigem Höhentrieb ist dabei vorteilhaft. |
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Das Motiv wird nun fotografiert, mit dem
Drehtisch um 180 Grad gedreht und erneut fotografiert. Es ergeben sich zwei
Halbbilder, die das Objekt unter verschiedenen Blickwinkeln zeigen. Die
beiden Halbbilder zeigen dann das Motiv unter verschiedenen Blickwinkeln,
als wäre es zwischen den Aufnahmen um den Konvergenzwinkel gekippt worden. Eines
der Halbbilder muss noch um 180° gedreht werden.
Alles, was an anderer Stelle
bereits über die Wahl des
Konvergenzwinkels und über die
Bearbeitung der
Bilder gesagt wurde, gilt unverändert auch hier.
Der Drehtisch lässt sich ausgezeichnet mit dem Photomakroskop betreiben. Aus
der anderen Geometrie des Aufbaus im Vergleich zu der eines Stereomikroskops
ergeben sich einige Vorteile:
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Der
Konvergenzwinkel kann frei gewählt und leicht verändert werden. Eine
Skala für den eingestellten Winkel am Stativ ist dabei hilfreich. Ein Pult zur
Schrägstellung des Drehtisches erübrigt sich.
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Wenn ein Balgengerät mit
Doppelschlitten verwendet wird, können ohne
seitlichen Bildversatz Stapel mit verschiedenen Fokusebenen aufgenommen
werden, da das Makroskop exakt in Richtung seiner optischen Achse
verschiebbar ist. Diese Einstellmöglichkeit ist im obigen Bild angegeben.
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Eine Anpassung an verschiedene Höhen des
Motivs erfordert bei keinem Konvergenzwinkel eine Veränderung des Position
des Drehtisches.
Da das Motiv immer aus derselben Richtung
bestrahlt werden muss, ist die Beleuchtung fest auf dem Tisch montiert. Als
etwas diffizil erwies sich die Einstellung ihrer Halterung. Insbesondere bei geringen Arbeitsabständen und Objektiven
großen Durchmessers kollidiert die Lampe leicht mit dem schräg
stehenden Makroskop. Es ist keine praktikable Lösung, sich auf einen
flachen Lichtkegel mit entsprechend großem Schattenwurf zu beschränken. Montiert man die
Beleuchtung an einem ausreichend weit
ausladendem Arm, kann das Problem minimiert werden.
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